Fleckfieber Dr.Travel

Frederico reist mit dem Zug und seinem Velo nach Triest. Dort schwingt er sich auf den Sattel und legt die kurze Strecke durch Slowenien zurück. Weiter geht die Tour entlang der adriatischen Küste durch Kroatien, Montenegro und Albanien. Ab und zu schläft er in Hostels – oder bei gutem Wetter am Strand. Bei Saranda im Süden Albaniens fühlt er sich plötzlich krank und hat kaum mehr Energie zum Radeln. Dazu kommen Kopfschmerzen, Fieber und Muskelschmerzen. Bei Konispol überquert er die Grenze nach Griechenland, kommt aber nicht mehr schnell voran und hat auch keine Lust mehr, im Freien zu übernachten. Sechs Tage später erreicht er Igoumenitsa in der griechischen Region Epirus. Dort entdeckt er dunkle Punkte an der Schulter. Die Kopfschmerzen sind stärker geworden, Paracetamol hilft nicht. Er geht in ein lokales Krankenhaus, wo er zusätzlich Ibuprofen und eine Kortisonsalbe gegen den Ausschlag bekommt. Das nützt aber nichts. Und Frederico hat jetzt zusätzlich Atembeschwerden und hustet stark. Nun wird es ihm mulmig. Er nimmt die nächste Fähre nach Korfu, stellt sein Fahrrad bei einem Händler ein und fliegt nach Zürich. Als Frederico zu mir in die Praxis kommt, ist der Hautausschlag immer noch gut zu sehen. Er sei grösser und fleckiger geworden, sagt der Patient. Die Innenseite der Hände und das Gesicht sind nicht betroffen. Ich nehme Blut. Zwei Tage später sind die Ergebnisse da: Die Entzündungszeichen sind erhöht, die Blutplättchen tief und die Kurzzeit-Antikörper gegen Rickettsien-Stäbchenbakterien stark erhöht. All die Symptome und Werte passen zu einem Fleckfieber. Eine sogenannte Rickettsiose ist sehr wahrscheinlich. Nach einer Infektion vermehren sich Rickettsien im Inneren von Zellen und sind so vor dem Immunsystem geschützt. Das Bakterium wird von Läusen, Flöhen, Zecken oder Milben übertragen. Bei Frederico war es höchstwahrscheinlich ein Zeckenbiss, den er aber nicht bemerkt hatte. Es gibt verschiedene Arten von Rickettsien, die den Menschen befallen können. Die Therapie ist aber gegen alle identisch: ein geeignetes Antibiotikum, das man sieben Tage lang einnehmen muss. Nach zwei Wochen ist das Fleckfieber bei Frederico abgeheilt, und bei der Nachkontrolle haben sich auch die Blutwerte normalisiert. Nun ist es Zeit für Frederico, seine Reise fortzusetzen. Er nimmt den Nachtzug nach Bari und die Fähre nach Korfu, wo er sein Velo abholt und weiter via Kalamata zu den Meteora-Klöstern und danach zur Grabstätte von Philipp II. radelt. In einem Museum in Thessaloniki findet er erste Aufzeichnungen zum Thema Fleckfieber aus der Antike.